Donnerstag, 21. August 2003
Trainer
Tagebuch der Japanreise der Cordi C – Sonderklasse
Die erste Nacht war
zumindest für mich nicht ganz einfach. Das Kissen, das diesen Namen
ja eigentlich nicht verdiente, hinderte mich an einem erholsamen
Schlaf, aber auch die dünne Tatami-Matte trug ihren Teil dazu bei.
Unser Wecker
klingelte um 6.30 Uhr, denn um 7.00 waren die Kinder zu wecken. Für
eine Dusche mit anschließender Restauration war also genug Zeit.
Das Frühstück war für
uns um 7.30 geplant, da wir um 8.15 Uhr mit dem Bus zum Training
fahren sollten. Alle Kinder bedienten sich beim reichhaltigen Frühstücksbüfett,
denn für alle war etwas passendes dabei. Man hatte die Möglichkeit
schon morgens eine japanische Suppe mit Reis, oder aber auch Brot mit
Marmelade oder Kelloggs zu essen. Eierspeisen, frisches Obst und Gemüse
rundeten das Angebot ab.
Um 8.15 Uhr verließen
wir das Gebäude mit dem Ziel eine Sportanlage für Training und
Testspiel aufzusuchen. Aber für Training war gar keine Zeit,
stattdessen sollten wir sofort gegen ein Team vom Shimizu S-Pulse,
einem der beiden Profivereine Shizuokas spielen.
Uns steckte die
Anreise und das ungewohnte Nachtlager noch deutlich in den Knochen,
und wir hatten von Anfang an das Gefühl in einer Sauna spielen zu müssen.
Dazu kam, das uns der Gegner doch körperlich noch größer schien,
als es bei uns üblich war.
Leider konnte Emre
nicht mitspielen, da er trotz Ansage keine Trainingskleidung
eingepackt hatte. Dies war der erste und auch einzige Vorfall dieser
Art während des ganzen Aufenthaltes!
Schlussendlich
verloren wir das Spiel verdient mit 5 – 0, und waren froh, als der
Schiedsrichter abpfiff. Das war also eine komplett misslungene
Generalprobe!
Die Aufbauarbeit und das Duschen nahmen dann unsere volle Aufmerksamkeit in
Anspruch.
Lange währte die trübe
Stimmung nicht, denn Sightseeing stand nun auf dem Programm, nur
leider war die Sicht so schlecht, dass wir den Mount Fuji nicht sehen
konnten. Das Mittagessen fand in einem großen
Selbstbedienungsrestaurant statt, in dem eine große Anzahl
verschiedener Büfetts aufgebaut waren. Die Kinder konnten zwischen
Sushi, Obst, Kuchen, Fleisch und rohen Fisch das auswählen, was ihnen
schmeckte. Das rohe Fleisch konnte fast wie beim Raquelette auf einer
heißen Platte in der Tischmitte gebraten werden.
Anschließend gab es
für die Kinder die Gelegenheit, in einem Shoppingcenter das
mitgebrachte Geld unter die Leute zu bringen. Darauf fuhren wir zu
einem weiteren Shoppingcenter, das die Kinder erkunden konnten, während
Bernd und ich zum Directors-Meeting mussten.
Die anschließende Eröffnungsfeier
war für die Kinder und für Andreas Dülsen ein bleibendes Erlebnis.
In Japan ist es ja üblich, bei jeder Möglichkeit Visitenkarten zu
tauschen. Da Kinder aber meistens keine haben, wurde jedem Spieler ein
große Anzahl „Hello-Karten“ gegeben, die mit Namen und Grußbotschaft
zu versehen waren.
Nun kann man sich wohl vorstellen, wie es aussieht,
wenn ein Schwarm von über 200 Kindern durcheinander läuft, um
untereinander Karten zu tauschen. Aber die Kinder kamen dadurch in
Kontakt, sprachen miteinander (wenn auch meist
mit Händen und
Füßen)
und erfuhren doch so nicht nur den Namen des Gegenübers.
Vorher mussten sich
die Kinder allerdings in Geduld
üben, denn die Ansprachen der
verschiedenen Persönlichkeiten war natürlich auf japanisch, und nur
ins englische Übersetzt. Aber die Geduld war
groß, denn auch hier wartete wieder ein sehr ansprechendes Büfett
und alle Arten Getränke.
Schön war dann auch
das Rahmenprogramm für die Kinder mit Komikern und Zauberern, mit
Fernsehteams und Interviews. Hier wurde schließlich auch Gummi-Gonzo
geboren, aber nur weil Tim schneller lief als dem Komiker von der Bühne lieb war. Tja, so ist das mit
der großen Klappe...
Einer der Höhepunkte
für Bernd und mich war das kurze aber prägnante Gespräch mit dem
Gouverneur der Präfektur, Herrn Ishikawa. Als einzige Delegation
wurden wir dem Gouverneur vorgestellt, und hatten damit Gelegenheit für
die Einladung zu danken, und der japanischen Nationalmannschaft alles
Gute für die WM Qualifikation 2006 zu wünschen. Hier erfuhren wir
auch, dass es ein Deutscher war, der vor rund 40 Jahren begann den
japanischen Fußball zu formen und zu entwickeln. Deutsche Entwicklungshilfe für ein Land, dass
uns nicht nur in Punkto Nachwuchsarbeit mittlerweile um Längen Voraus
ist.
So aber sind die Japaner: Ideen übernehmen, und bis zur Perfektion
vervollkommnen
Immerhin sendete das
Fernsehen, das ja mit einer riesigen Anzahl Kameras vertreten war,
abends noch einen kurzen Bericht über das Turnier und die soeben
erlebte Eröffnungsfeier. Dies machte wohl auch dem letzten Spieler
die Bedeutung dieses Turnier deutlich.
Mit all diesen
Endrücken ging es nun Richtung Tatami, mit den Gedanken aber schon
auf dem grünen Rasen...
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