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Das Trainer-Japan-Tagebuch
[Aktualisiert am 12.9.2003]
Nun mit Bildern!!!

 

Freitag, 22. August 2003

Trainer Tagebuch der Japanreise der Cordi C – Sonderklasse

Beim Weckgang schliefen noch alle Kinder, der Körper holt sich halt die nötige Erholung. Ein oder zwei Jungs bestanden darauf, höchstens 20 Minuten geschlafen zu haben, aber das kann man wohl getrost in das Reich der Fabeln verweisen.
Das Frühstück wurde wie gewohnt im siebten Stockwerk zu sich genommen, mit Blick auf die angeschlossene Radrennbahn und den umliegenden Stadtteil Shizuokas. Das Wetter zeigte sich (leider) von der besten Seite, was wiederum hohe Temperaturen und eine erdrückende Luftfeuchtigkeit versprach.

Der Start mit dem eigenen Bus erfolgte pünktlich um 8.15 Uhr in Richtung Kusanagi Sportsarea. Und der Begriff Sportsarea ist nicht untertrieben. Schon von weiten konnte man eine große Anzahl Lichtmasten in einer Dimension erkennen, die jedem internationalen Standard gerecht wurden. Unsere ersten Spiele fanden im kleinen Stadion statt, das eine geschätzte Kapazität von 8.000 Zuschauern Platz böte. Wer das Stadion Marienthal kennt, weiß um das gar nicht so schlechte Flutlicht bei uns. Aber alleine im kleinen Stadion hatte ein Lichtmast die Kapazität des gesamten Marienthals! Das große Kusanagi Stadion (mindestens 20.000 Plätze) stellte alleine einen Scheinwerferhaufen schon auf zwei Betonsäulen, damit die Statik stimmte. Über die Anzahl der Lampen eines Lichtmastes schweige ich lieber... Auch die Anzeigentafel war so groß, dass der HSV beim Anblick dieses Provinzstadions schon Tränen in den Augen haben müsste.
An diese Stadien war noch ein großes Baseball-Stadion, eine riesige Sporthalle (die Alsterdorfer ist dagegen eine Schulsporthalle) und ein zusätzlicher Sportplatz mit Laufbahn und des weiteren angeschlossen. 

Am Freitag spielten wir also im kleinen Kusanagi, und durften unser erstes Spiel gegen Central East Division-Auswahl der Präfektur Shizuoka spielen. Jedes Spiel wurde von einen vierköpfigen Schiedsrichterteam geleitet, wobei der vierte Schiedsrichter nur für die Auswechslungen zuständig war.

Wir durften in jedem Spiel sieben Ergänzungsspieler einsetzten, und die ausgewechselten Spieler auch erneut einsetzten. Bei diesen Temperaturen war das auch zwingend notwendig.

Nun war es aber Pflicht, jede Auswechslung schriftlich anzumelden, mit Unterschrift des Trainers. Wer mich kennt, und weiß wie gerne und wie viel ich wechsle, kann sich vorstellen, dass ich die meiste Zeit nur am unterschreiben irgendwelcher Wechselzettel war. Puh, das artete schon fast in Arbeit aus...
Mit dem unterschrieben Zettel, auf dem stand welcher Spieler das Feld verlässt und welcher Spieler dafür ins Spiel kommt, musste der neue Spieler zum vierten Schiedsrichter. Bei der nächsten Unterbrechung wurde nach Kontrolle der Schuhe und Schienbeinschützer der Spieler mit Anzeigentafel gewechselt.
Das kam dem großen Fußball schon sehr nahe!

Wir gewannen dieses Spiel verdient mit 4- 1, und ich erhielt schon hier einen ersten Einblick in die gute Ausbildung der japanischen Fußballer.

Das Mittagessen wurde in Form von Sandwichs gereicht, allerdings machte mir die große Wärme so sehr zu schaffen, dass ich überhaupt keinen Hunger verspürte. Stattdessen musste ich mich eine halbe Stunde hinlegen, da war es mir auch egal, dass die einzige Möglichkeit dazu im Raucherzimmer war.

Unser zweites Spiel sollte nun gegen den Nachwuchs des J-League Vertreters Yokohoma F Marinos stattfinden. Schon beim Aufwärmen konnte ich die technischen Fähigkeiten bewundern, und im allgemeinen galt dieses Team auch als Turnierfavorit.

Diese Meinung fand auch in der Spielbesprechung Einzug, so dass die Kinder schon wussten, was da auf  sie zu kommen sollte.
Es kam aber noch schlimmer als erwartet! Der Gegner spielte nicht nur gegen uns, sondern auch mit uns. Zu einer technischen Überlegenheit kam eine Schnelligkeit, ein taktisches Verhalten und eine Spieleinstellung, die uns an den Rand der Verzweiflung treiben sollte. Jeder unserer Fehler wurde gnadenlos ausgenutzt. Zur Halbzeit stand es 1 – 0 für Yokohama. In der Halbzeit galt es die Köpfe zu beruhigen, denn der ein oder andere war der Verzweiflung nahe. Unter Berufung auf unsere mentale Stärke, die Fähigkeit, Rückstände durch Einsatz und Kampf  wett zu machen, gingen wir in die zweiten 25 Minuten.

Nun kannten wir das Spiel durchaus ausgeglichener gestalten, aber eine richtige Torchance sprang nicht für uns heraus. Stattdessen wurden individuelle Stellungsfehler zu zwei weiteren Toren genutzt. Der Endstand von 3-0 war mehr als verdient für die Yokohama Marinos.

Für meine Spieler war das einmal die Möglichkeit, sich wie SC Europa oder SC Eilbek zu fühlen. Gegen einen übermächtigen Gegner spielen zu müssen, ist nicht so einfach. Diese Rolle war den meisten bislang unbekannt.

Nach diesem Spiel ging es also wieder in Richtung Lodge, und unsere Damen Ulrike und Dagmar kümmerten sich sofort aufopferungsvoll um die schmutzigen Trikots. Waschen, Trocknen und Zusammenlegen von 32 Shorts, 4 Torwarttrikots, 32 Trikots, 4 Torwarthosen und 80 Stutzen machen doch eine Menge Arbeit.

Währenddessen zwangen sich Bernd, Keiko und ich in feinen Zwirn, denn für diesen Abend stand das große Treffen aller Delegationsleiter und Begleiter auf dem Programm.
Währenddessen kümmerten sich die heimgebliebenen um eine entsprechende Abendgestaltung.

Mit einem Taxi ging es zu einem ziemlich noblem Hotel, und wir erlebten einen sehr entspannten Abend mit vielen Offiziellen und Persönlichkeiten der Präfektur Shizuoka. Das Essen war hervorragend, die Getränke und Gesprächspartner vorzüglich. Viele Visitenkarten wechselten die Besitzer, nachdem die offiziellen Grußworte des Kulturministers Mr. Goto  gesprochen waren. 

Mit einer Menge Eindrücke und einer großen Anzahl verteilter Vereinsgeschenke durch Bernd ging es also zurück in Richtung Schlaf für den nächsten Tag...


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© Cordi C SK , Redaktion: Marc Liehshow